36. Oldenburger Rohrleitungsforum 2024

KI – Potenzial in neuer Dimension?

Oldenburg (ABZ). – Wenn sich die Tiefbaubranche am 8. und 9. Februar auf dem 36. Oldenburger Rohrleitungsforum in den Weser-Ems-Hallen in Oldenburg versammelt, wird das Leitthema der Veranstaltung für reichlich Diskussionsstoff sorgen, ist sich der Veranstalter sicher.

Eindrücke vom vergangenen Rohrleitungsforum. Foto: iro

Das Motto lautet: "Wasser, Abwasser, Strom, Gase – mit Künstlicher Intelligenz in die Zukunft". Es ist ein Motto, um das sich (fast) alles drehen wird, davon ist Prof. Thomas Wegener überzeugt: "In den Vortragsreihen ebenso wie an den Ständen in der begleitenden Fachausstellung, oder beim persönlichen Netzwerken."

Thema ist Volltreffer

Nach Aussage des Vorstandsmitglieds des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V. und des Geschäftsführers der iro GmbH Oldenburg bezogen sich überraschend viele der zum Forum eingereichten Themen auf das gewählte Leitthema und haben damit die Entscheidung des iro-Beirats, die künstliche Intelligenz (KI) in den Mittelpunkt des Forums zu stellen, als Volltreffer bestätigt. Folgerichtig werden die Besucher in den 30 Themenblöcken übergreifend Beiträge zu digitalen Prozessen auch und gerade in der Betriebsführung finden.

Künstliche Intelligenz gilt als zukunftsweisende Technologie. Doch was eigentlich ist künstliche Intelligenz und wie wird sie unser Leben verändern? Künstliche Intelligenz – so eine von vielen Definitionen – ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. Sie ermöglicht es technischen Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Computer empfängt Daten, verarbeitet sie und reagiert. In den vergangenen Jahren sind im Bereich der KI enorme technologische Fortschritte erzielt worden. KI wird aus Sicht der Bundesnetzagentur deshalb als eine der zentralen Technologien und als ein treibender Faktor bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft angesehen, teilt iro mit. In allen Wertschöpfungsstufen könnten auf Basis von KI zum Beispiel Kosten gesenkt, Prognoseverfahren verbessert oder auch ganz neue Geschäftsmodelle und Anwendungen entwickelt werden, zitiert iro den Netzsektoren Bericht über den Marktdialog der Bundesnetzagentur.

Komplexe Prozesse

Doch welche Bedeutung wird das für die Branche – insbesondere Verfahren, Produkte und Arbeitsabläufe – haben, wenn Maschinen intelligenter werden? KI ist im Moment das Bestreben, Prozesse weiter zu digitalisieren und zu automatisieren. KI ist heute nicht unbedingt intelligent, teilt iro mit, sondern bildet komplexe Entscheidungsprozesse ab. Viele verstehen unter KI Digitalisierung über Automatisierung bis hin zu Logarithmen. Es wird also spannend bleiben, die Entwicklung in den nächsten Jahren aufmerksam zu verfolgen. Das 36. Oldenburger Rohrleitungsforum will eigenen Angaben zufolge dabei eine Orientierungshilfe geben und eine Plattform für das interdisziplinäre Netzwerken bieten, um den teilweise noch recht unklaren Vorstellungen eine Struktur zu geben und einen neuen Blick in die Zukunft zu werfen.

Bereits am Eröffnungsabend, der wieder im Sitzungssaal des ehemaligen Landtagsgebäudes von Oldenburg stattfinden wird, werden die Vorträge die thematische Vorlage für die fünf Vortragsreihen des Forums geben. Welche Rolle wird KI in Bezug auf den Betrieb unserer Wasser-, Abwasser-, Strom- und Gasnetze spielen? Den aktuellen Stand in Forschung und Praxis spiegeln die 30 Vortragsblöcke wider. Fachleute der Branche berichten dabei unter anderem über den "Umgang bei Kanal-TV-Inspektionen mit der KI aus Sicht der Auftraggeber" und stellen die "Anwendung von KI bei komplizierten Bauvorhaben in Planung und Bau am Beispiel einer Salzwasserpipeline" vor. Zudem schildern Vertreter großer Kommunen und Verbände ihre Erfahrungen bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz etwa bei der Erstellung von Modellen des Untergrunds, im smarten Brunnenbetriebsmanagement, in der strategischen Netzplanung oder bei der Starkregenfrühwarnung. Gleichzeitig werden Möglichkeiten und Grenzen der KI-gestützten Sanierungs- und Strategieplanung von Abwassernetzen vor dem Hintergrund von Infrastrukturerhalt und Fachkräftemangel aufgezeigt. Intelligente Gefahrensuche für eine lückenlose Versorgung: Der hohe Aufwand bei der Überwachung von Gastransportleitungen kann durch den Einsatz von KI digitalisiert werden.

Softwaregestützte Bewertung

Ähnlich spannend wird es in der Vortragsreihe ablaufen, in der es um Wasserstoff und Erdgas geht. Erobert Flüssigerdgas (LNG) unsere Versorgungswirtschaft? Die Teilnehmer am Forum können sich auf eindrucksvolle Beispiele zu "Strategien und Herausforderungen bei Planung und Ausführung" etwa zum "Bau einer Pipeline unter dem LNG-Beschleunigungsgesetz" freuen, ebenso wie auf einen Bericht über die "ETL 180 Anbindung", über die das am Terminal in Brunsbüttel ankommende Flüssiggas (LNG) in das Gasversorgungsnetz eingespeist werden soll. Weitere Referenten berichten von "Softwaregestützter Bewertung der Wasserstofftauglichkeit von Rohrleitungen auf Basis von GIS-Daten" und über "Digitales Rohrbuchdatenmanagement". Praxisbeispiele über Wasserstoff in der Transportkette – zum Beispiel "Get H2 – das erste deutsche Wasserstofftransportnetz" oder über die "H2-Erweiterung des Kavernenspeichers Epe" runden diesen Vortragsblock ebenso ab, wie die Diskussion über "Wasserstoff in Regelwerk und Praxis".

Eine zuverlässige Gasversorgung ist eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft. Um Ausfälle zu vermeiden, gilt es die Netze zu überwachen und Fehlfunktionen frühzeitig zu erkennen – unter anderem mit dem Einsatz von KI. Darüber hinaus wird dem Kabelleitungsbau ausreichend Platz eingeräumt, ebenso wie den sogenannten Klassikern, teilt iro mit. Innovative Kabelverlegetechniken werden vorgestellt. Hersteller von Rohrsystemen aus den bekannten Werkstoffen stellen ihre jüngsten Entwicklungen vor und kommen genauso zu Wort wie die Anbieter von grabenlosen Verlegetechniken. Auch dem kathodischem Korrosionsschutz (KKS) wird Platz eingeräumt: "KKS und KI – geht das überhaupt?" Ansätze zum Einsatz von KI im Außenkorrosionsschutz von Pipelines sollen Impulse geben. Auch eine Bestandsaufnahme der zunehmenden Digitalisierung darf nicht fehlen – ein Bereich, der auch die letzten Foren inhaltlich beeinflusst hat. Wie weit fortgeschritten ist Building Information Modeling (BIM)? "Machine Learning und KI in Planung und Netzinstandhaltung" sowie "Innovationen in der Pipelineentleerung – Vermeidung von Methanemissionen in Theorie und Praxis" stehen ebenso auf der Tagesordnung wie Cyberangriffe und Cybersicherheit.