Baustelleneffizienz am Zentralklinikum
Digitalisierung als wichtiger Erfolgsfaktor
Güglingen-Eibensbach (ABZ). – Die Rohbauarbeiten für ein Zentralklinikum sind für das beauftragte Bauunternehmen eine spannende Aufgabe. Auf einem dreigeschossigen Sockel sollen drei Bettentrakte mit je drei Geschossen entstehen – angeordnet wie ein Kleeblatt. 9000 t Betonstahl und 54 300 m³ Beton werden dazu vor Ort verarbeitet. Doch nicht nur die Dimensionen machen das Bauvorhaben nach eigenen Angaben zu einem nicht ganz alltäglichen Projekt. Da eine Vielzahl an Einzelabschnitten notwendig ist, bedingt dies eine enge Taktung. Der Zeitfaktor ist daher auch beim Bau der komplexen Traggerüste für die Bettenhäuser entscheidend, erläutert Roland Hassert, der beim Systemgerüstspezialisten Layher gemeinsam mit seinem Team für die Anwendungstechnik Bau verantwortlich ist.
Hohe Lasten und schwierige Gebäudegeometrie erfordern ein flexibles Traggerüst.
"Bei den Bettenhäusern müssen Auskragungen temporär durch Traggerüste abgefangen werden, zuerst zum Herstellen der Unterzüge, dann zum Betonieren der einzelnen Geschosse", berichtet Hassert. "Ein komplexes Unterfangen. Zum einen variieren die Traggerüste durch die verschiedenen Bauzustände sowie unterschiedliche Aufstandsniveaus der Höhe, zum anderen sollen die Traggerüste exakt an die Gebäudegeometrie angepasst werden. Außerdem gilt es, Wände ins Traggerüst zu integrieren und die teils hohen Linienlasten im Bereich der Wandscheiben sicher abzutragen. Technisch gesehen lässt sich dies mit dem Allround Traggerüst TG 60 problemlos lösen, da es sich hierbei um eine modulare und damit überaus flexible Lösung handelt – sowohl im Hinblick auf den Lastabtrag als auch beim Realisieren von Baustellenanforderungen wie Treppentürmen für den Baustellenzugang oder der Integration einer Arbeitsebene unterhalb der Schalung mit Systemböden. Um die engen Zeitvorgaben einhalten zu können, spielt aber gerade die Vorplanung eine wichtige Rolle", weiß der Bauingenieur.
Neben der richtigen Systemlösung und Montage-Know-how erweist sich die Digitalisierung seiner Erfahrung nach als wichtiger Erfolgsfaktor. "Kostenkontrolle, Transparenz und nicht zuletzt Planungs- und Terminsicherheit – digitale Prozesse steigern auch im Gerüstbau die Baustelleneffizienz erheblich. Mit dem Prozess 'Layher SIM' haben wir für unsere Kunden die Grundlage dafür geschaffen. 'Layher SIM' steht für Scaffolding Information Modeling und erleichtert die Digitalisierung von Arbeitsschritten in jeder Projektphase von Gerüsten. Angefangen von der Planung über die Logistik bis hin zu Montage auf der Baustelle." Für die Umsetzung der digitalen Arbeitsschritte stelle Layher laut eigener Aussage mit der LayPLAN SUITE zudem eine praxisgerechte Softwarelösung mit verschiedenen Modulen zur Verfügung – je nach Bedarf.
"Aufgrund der hohen Komplexität erfolgt die Planung durch unsere erfahrenen Anwendungsingenieure. Wir nutzen dabei eine 3D-Planung mithilfe des Softwaremoduls LayPLAN CAD. Das bedeutet, dass wir die Gerüstkonstruktion direkt im digitalen Gebäudezwilling planen, auf mögliche Kollisionen prüfen und eng mit dem Auftraggeber sowie nachfolgenden Gewerken wie dem Schalungsbauer abstimmen können. Die Lösung ist in diesem Fall ein einheitliches Raster aus 1,09 Meter langen Allround Traggerüsttürmen TG 60, die wiederum mit 1,09 Meter langen Allround-Riegeln schnell über die selbstsichernde Keilschlossverbindung AutoLock – also schraubenlos – zu einer Gesamtkonstruktion gekoppelt werden.
Auf diese Weise lässt sich die hohe Stieltragfähigkeit des TG 60-Systems von bis zu 6 Tonnen ausnützen und gleichzeitig die Logistik vereinfachen. Im Bereich der hohen Linienlasten wird die Traggerüstkonstruktion dann einfach partiell durch Rahmenbündelung verstärkt. Am Rand der Schalung kommen zudem Allround-Konsolen zum Einsatz. Hier entfällt die Montage weiterer Traggerüsttürme. Weniger Traggerüsttürme heißt schnellere Montage", bekräftigt Hassert. Einmal geplant lassen sich mit dem 3D-Gerüstmodell auch alle weiteren Schritte vereinfachen, betont der Hersteller. "Wie bereits erwähnt gibt es in der LayPLAN SUITE je nach Bedarf passende Module, die zueinander passen. Mit dem Modul LayPLAN TO RSTAB können wir die Gerüstplanung für den statischen Einzelnachweis schnell und einfach ins Stabwerkprogramm RStab übergeben.
Und zwar mit allen statisch relevanten Informationen gemäß Zulassungen – zum Beispiel Geometrien, Querschnitten, Werkstoffen, Stabtypen, Exzentrizitäten und nichtlinearen Anschlüssen. Eine erneute Modellierung im Berechnungsprogramm entfällt. Dies spart Zeit und vermeidet Fehler. Mit dem LayPLAN MATERIALMANAGER werden anschließend Materiallisten für jeden Bauabschnitt per Knopfdruck erzeugt – inklusive Vorschaubilder zur leichteren Identifikation der einzelnen Bauteile. Eine wirtschaftliche Logistik ist damit sichergestellt. Und auch die Montage auf der Baustelle gestaltet sich deutlich effizienter, da die 3D-Gerüstmodelle auf der Baustelle von allen Seiten detailliert betrachtet werden können. Einer termingerechten Traggerüstmontage innerhalb des engen Zeitfensters steht dadurch nichts im Wege", so Hassert.