Einfluss der Digitalisierung auf die Baubranche

Software vereinfacht Handling von Datenmengen

Projektmanagement am Bau: Die meisten Unternehmen im Bauwesen arbeiten zwar mit Computern, Smartphones und anderen modernen Geräten, doch die Aufgaben würden oft nach demselben Schema erledigt wie vor 20 oder 30 Jahren, meint der Software-Anbieter Newforma.Foto: Adobe Stock

München (ABZ). – In der Bauindustrie werden im digitalen Zeitalter unzählige Projektinformationen in verschiedenen Softwareprogrammen abgelegt, wobei meist keinerlei Integration zwischen den Systemen besteht. Darauf weist das Software-Unternehmen Newforma hin. Dabei könnten Projektinformationen bei wichtigen Entscheidungen Hilfestellung leisten, die Qualität, Sicherheit und Effizienz eines Projekts steigern und Risiken minimieren, so ein Sprecher des Unternehmens. Die Digitalisierung solle Prozesse innerhalb der Bauindustrie optimieren. Das lasse sich in dieser Branche jedoch nicht so leicht umsetzen, erklärt der Software-Anbieter Newforma. Denn die meisten Unternehmen im Bauwesen würden zwar mit Computern, Smartphones und anderen modernen Geräten arbeiten, doch die Aufgaben würden oft nach demselben Schema erledigt wie vor 20 oder 30 Jahren. "Die Denkweise ist und bleibt in vielen Fällen analog. Digitale Arbeitsprozesse werden viel zu selten als Basis für eine Vielzahl von Aufgaben erkannt", so der Sprecher von Newforma weiter. Da die Bauindustrie bis heute in klassischen Arbeitsprozessen in Papierform denke, würden am Projekt beteiligte Parteien auch vor dem Computer in der Regel Dokumente sehen, die in verschiedenen Ordnern abgelegt seien, anstatt das Potenzial der Digitalisierung für ihre Aufgaben zu nutzen.

Aus Sicht des Software-Unternehmens lässt sich der Umgang mit Daten so beschreiben: In der Vergangenheit dienten Architekten, Ingenieuren, Bauunternehmen und Bauherren Pläne, Verträge, Ausschreibungen und alle weiteren Informationen eines Bauprojekts in gedruckter Form als Basis für ihre Aufgaben. Diese wurden in Ordnern aufbewahrt, die wiederum in Kisten oder auf Regalen verwahrt wurden. Damals hatten Projektinformationen tatsächlich den Stellenwert eines Dokuments: Jedes Dokument enthielt die entsprechende Information und befand sich im firmenspezifischen Ablagesystem.

Mithilfe von Computern waren Unternehmen in der Lage, projektrelevante Dokumente viel schneller zu erstellen. Texte entstanden fortan in MS Word, Ausschreibungen in MS Excel oder Entwürfe mit CAD-Programmen wie bspw. AutoCAD oder Allplan. Dazu kam die Möglichkeit, Informationen eines Projekts über Netzwerke untereinander auszutauschen. Die Folge: All diese Programme enthielten künftig immer mehr Projektinformationen. Für ein Projekt relevante Daten waren nicht mehr auf klassische Dokumente beschränkt.

Jahr für Jahr wachse die Menge an Informationen, die mit Hilfe von Softwareprogrammen innerhalb eines Bauvorhabens erzeugt werden, exponentiell an, so Newforma. Was früher auf rd. 15 Seiten Papier Platz fand, war plötzlich auf hunderten von Seiten in elektronischer Form auf Computern und in Rechenzentren an den unterschiedlichsten Orten abgelegt. Damit sei das Management dieser Informationen zu einer echten Herausforderung geworden.

Softwarefabrikanten hätten erkannt, dass Firmen die wachsende Datenflut auf Dauer nicht mehr handhaben können. Daraufhin seien Unternehmenslösungen von Oracle, SAP und anderen Firmen entstanden, die dabei helfen sollten, unternehmensspezifische Informationen, wie Verträge, Ressourcenpläne oder Abrechnungen, zu managen. Newforma hält diese Softwareprogramme für Bauprojekte als solche jedoch eher für ungeeignet. Denn Projektinformationen würden sich jedoch grundlegend von Unternehmensdaten unterscheiden. Unternehmensinformationen würden in der Regel zentral gesteuert und abgelegt. Projektinformationen hingegen würden von allen im Projektteam beteiligten Partnern erzeugt – ob Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen, diverse Subunternehmer, Lieferanten und viele Weitere. Bei allen am Bauvorhaben mitwirkenden Unternehmen erzeugten einzelne Projektpartner oft schon mehrere hundert verschiedene Dateien. Hinzu komme, dass Firmen dabei unterschiedliche Terminologien für dieselben Aufgaben und Prozesse verwenden.

Auch hierfür offerierte die IT-Industrie Lösungen: Dokumentenmanagementsysteme, kurz DMS, dienten fortan als Hilfestellungen, damit Änderungen in Dokumenten effizient zwischen verschiedenen Teams verfolgt und kontrolliert werden können. Nach Meinung von Newforma-Experten ist das ein guter Lösungsansatz für viele Branchen. Doch speziell im Bauwesen sei der exponentielle Anstieg an Informationen im Projekt massiv zu spüren. Darüberhinaus würden DMS-Systeme den Bezug zwischen Projektinformationen untereinander nur eingeschränkt herstellen können. Eine Schwierigkeit sei dies vor allem E-Mails mit einer Vielzahl von Anhängen bei großen Bauvorhaben.

Webbasierte Projekträume, in denen Bauherren und die am Projekt beteiligten Firmen projektrelevante Daten via Hosting-Lösung untereinander austauschen konnten, hätten Vorteile für einige Unternehmen der Branche gebracht, denn eigene Rechenzentren waren somit nicht mehr erforderlich. Die andere Seite der Medaille, so die Kritik von Newforma: Nach Beendigung eines Projekts seien die Daten lediglich für den Bauherren verfügbar, nicht für den Rest des Teams, die somit nicht mehr von den gewonnenen Erfahrungen der gemeinsamen Zusammenarbeit bei weiteren Maßnahmen profitieren könnten. Damit entlang der gesamten Wertschöpfungskette Bau gewonnene und erstellte Projektinformationen langfristig Mehrwerte bringen und so die Zusammenarbeit im Team sukzessive optimiert werden kann, sei eine Lösung erforderlich, die Informationen nicht nur speichert, sondern effizient managt und dokumentiert. Zunächst müsse Verständnis geschaffen werden, dass es sich bei Projektinformationen im digitalen Zeitalter nicht um Dokumente im klassischen Sinne handele. Es gelte, stets den Kontext einer Information miteinzubeziehen, um von den Vorteilen der Digitalisierung langfristig zu profitieren.

"Diese Denkweise stand Pate für eine projektspezifische Lösung zum Management von Informationen im Bauwesen, die exakt für die Anforderungen zum Handling riesiger Datenmengen bei Bauprojekten konzipiert wurde", so ein Unternehmenssprecher von Newforma. Die Software der Firma mit dem Namen Newforma Project Center organisiert und verknüpft Projektdaten und verwaltet Bauprojekte. Projektbeteiligte können Dokumente in einer Cloud ablegen und mit anderen Beteiligten teilen.