Peri druckt Deutschlands erstes Mehrfamilienhaus

Neue Wohnflächen entstehen mit Betondrucker

Beim Drucken in Wallenhausen setzt Peri einen Portaldrucker des Typs BOD2 ein. Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Foto: Peri

Weißenhorn/Wallenhausen (ABZ). – Die Peri GmbH druckt im bayerischen Wallenhausen erneut ein Wohnhaus mit einem 3D-Betondrucker. Nachdem das Familienunternehmen Ende September 2020 den Druck des ersten Wohnhauses in Deutschland im westfälischen Beckum bekannt gab, entsteht nun das nächste Haus mithilfe eines 3D-Betondruckers.

Das Mehrfamilienhaus mit rund 380 m² Wohnfläche wird nach Fertigstellung das größte gedruckte Wohnhaus Europas sein, teilt das Unternehmen mit. Für das Projekt sind sechs Wochen Druckzeit veranschlagt.

"Mit dem Projekt in Wallenhausen macht das 3D-Betondruck-Team von Peri den nächsten wichtigen Schritt – das Unternehmen festigt seine Position als führende Firma im Bereich 3D-Betondruck", ist Thomas Imbacher, Geschäftsführer Marketing & Innovation der Peri Gruppe, überzeugt. "Mit dem Druck des ersten Mehrfamilienhauses in Deutschland treten wir den Beweis an, dass diese neue Bautechnologie auch für den Druck größerer Wohneinheiten geeignet ist. Damit eröffnen wir dem 3D-Betondruck weitere Anwendungsbereiche in neuen Größenordnungen."

Bauherr für das Mehrfamilienhaus ist die Michael Rupp Bauunternehmung GmbH, die sich mit der neu gegründeten Tochter Rupp Gebäudedruck in diesem Jahr auf den 3D-Sektor spezialisieren wird. "Unser Familienunternehmen ist seit 25 Jahren erfolgreich in der Branche und hat viele zufriedene Kunden in der Region", betont Fabian Rupp, zukünftiger Geschäftsführer von Rupp Gebäudedruck. "Für den 3D-Betondruck bringen wir also einen großen Wissensvorsprung und jede Menge Erfahrung mit."

Sein Bruder Sebastian, ebenfalls zukünftiger Geschäftsführer im Familienbetrieb Rupp Gebäudedruck, ergänzt: "Gleichzeitig rechnen wir dieser neuen Technologie große Zukunftschancen aus, und wir wollen diese Zukunft mitgestalten. Bei aller Tradition unseres Handwerks sind wir eben auch innovativ und scheuen keine neuen Herausforderungen – im Gegenteil."

Die Planung des 3D-Druck-Hauses obliegt dem Architekturbüro Mühlich, Fink & Partner BDA aus Ulm. Das Material für die Herstellung des Druckbetons stammt von HeidelbergCement, die eingesetzte Mischtechnologie kommt von m-tec mathis technik gmbh. Bei der Erarbeitung der Genehmigung unterstützte das Ingenieurbüro Schießl Gehlen Sodeikat. Die Planung und Durchführung der entsprechenden Zulassungsprüfungen erfolgten durch das Centrum Baustoffe München der Technischen Universität München.

Das Wohnhaus in Wallenhausen ist voll unterkellert und wird nach Fertigstellung auf drei Stockwerken fünf Wohnungen mit rund 380 m² Wohnfläche bieten. Es handelt sich nicht um ein Forschungs- oder Demonstrationsprojekt. Die Wohnungen werden nach der Fertigstellung stattdessen regulär vermietet. Lediglich eine Wohnung werde weiterhin als Musterwohnung genutzt.

Beim Drucken in Wallenhausen setzt Peri einen Portaldrucker des Typs BOD2 ein. Bei dieser Technik bewegt sich der Druckkopf über drei Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen. Der Vorteil: Der Drucker kann sich in seinem Rahmen an jede Position innerhalb der Konstruktion bewegen und muss nur einmal kalibriert werden. Das spart Zeit und Kosten.

Während des Druckvorganges berücksichtigt der Drucker bereits die später zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse für Wasser oder Strom. Der BOD2 ist so zertifiziert, dass Mitarbeiter auch während des Druckvorgangs im Druckraum arbeiten können, erläutert Peri. Manuelle Arbeiten, wie beispielsweise das Verlegen von Leerrohren und Anschlüssen, können auf diese Weise einfach in den Druckprozess integriert werden.

Für den Druck des Hauses nutzen die Verantwortlichen das Material "i.tech 3D" von HeidelbergCement. "Die Eigenschaften von 'i.tech 3D' sind angepasst auf die besonderen Anforderungen des 3D-Drucks mit Beton", erläutert Dr. Jennifer Scheydt, Leiterin Engineering & Innovation bei HeidelbergCement. Nutzer könnten das Material gut pumpen und extrudieren, zudem harmoniere es gut mit dem BOD2.

Zwei Personen bedienen den Drucker. Der Druckkopf und die Druckergebnisse werden per Kamera überwacht. Mit einer Geschwindigkeit von 1 m/s ist der BOD2 aktuell der schnellste 3D-Betondrucker auf dem Markt. Für 1 m² doppelschalige Wand benötigt der BOD2 rund 5 Minuten.