Innovation Lab bei Chicago

Neue Technologien erproben und erforschen

Die Innen- und Außenanlage des Innovation Lab integriert ausgereifte Technik in eine simulierte Baustelle mit Trägern, Betonblockwänden, Industriezäunen, Kies unter den Füßen und einem doppelbreiten Baucontainer mit Cloud-Systemen, welche die von den Lösungen außerhalb der Baustelle übertragenen Daten anzeigt und analysiert.

Chicago/U.S.A. – Noch besteht die Auffassung, dass das Baugewerbe in Bezug auf die Digitalisierung hinter anderen Branchen zurückbleibt. Aber das ändert sich, da immer mehr Unternehmen die digitale Transformation nutzen, um den Betrieb zu verbessern und wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Innovationsdrang ist lebendig und gut im Ingenieur- und Bauwesen. Zwar gibt es noch immer papierbasierte Prozesse und manuelle Ansätze für einige Aktivitäten, doch die technologischen Innovationen und Investitionen in der Branche sind atemberaubend. Während ein Teil der Baubranche gegen eine geringe Produktivität kämpft, die zu Projekten führt, die über das Budget und die Zeit laufen, setzt eine wachsende Zahl von Unternehmen auf Technologie, um sowohl ihre Geschäftssysteme und -prozesse als auch ihren Projektansatz zu transformieren. So ist zu erkennen, dass der Investitionsfluss in die Industrie steigt und mehr bauorientierte Start-ups von diesem lukrativen und lösungsorientierten Raum profitieren wollen. Diese Kombination trägt dazu bei, dass immer mehr Technologielösungen für spezifische Herausforderungen im Bauwesen entwickelt werden.

Das geschieht in der Zwischenzeit vor dem Hintergrund eines transformativen technologischen Wandels auf der Makroebene, mit 5G am Horizont, dem Aufkommen von Wearables und einer Vielzahl neuer IoT-Geräte, die über größere und anspruchsvollere Funktionen verfügen als je zuvor. Wenn man zu diesem Mix noch den zunehmenden Zugang zu und die Bedeutung von Daten hinzufügt – sowohl bei der Verwaltung als auch bei der Analyse – ist es nicht verwunderlich, dass diese Begeisterung von Verwirrung und Angst begleitet wird. Es gibt derzeit parallel so viele Veränderungen, dass es für Entscheidungsträger schwierig ist, wirklich zu wissen, worauf sie achten müssen. Außerdem ist es noch schwieriger zu verstehen, was sie übernehmen sollen und warum. Die Rechtfertigung von Budgetausgaben für Technologielösungen wird komplexer, wenn man die verfügbaren Optionen mit dem Faktor zehn oder sogar 100 multipliziert. Vor allem, wenn sie keinen Präzedenzfall haben, sind sie völlig anders als alles bisher Erlebte.

Mit dem Innovation Lab bei Chicago, Vereinigte Staaten, hat Oracle Construction and Engineering eine Einrichtung entwickelt, um projekt- und anlagenintensive Organisationen bei der Erforschung der neuesten Technologien zu unterstützen und die digitale Transformation in einer vertrauten und glaubwürdigen Arbeitsumgebung voranzutreiben. Der Input mehrerer Kunden sowie Technologieanbietern wurde bei der Entwicklung des Innovation Labs berücksichtigt. Die Innen- und Außenanlage des Labs integriert ausgereifte Technik in eine simulierte Baustelle mit Trägern, Betonblockwänden, Industriezäunen, Kies unter den Füßen und einem doppelbreiten Baucontainer mit Cloud-Systemen, welche die von den Lösungen außerhalb der Baustelle übertragenen Daten anzeigt und analysiert.

Dr. Burcin Kaplanoglu.Fotos: Oracle

Projektverantwortlichen wird ermöglicht, mit modernen Lösungen zu interagieren, darunter vernetzte Geräte, autonome Fahrzeuge, Drohnen, Augmented Reality, Visualisierung und Tools für künstliche Intelligenz, um zu sehen, was jetzt möglich ist. Das Innovation Lab ist ein lebendiges Schaufenster, das praktische Erfahrungen an einem simulierten, vernetzten Arbeitsplatz bietet und die Leistungsverbesserungen und Datenvielfalt, welche die wachsende Zahl von technologischen Innovationen liefern können, zum Leben erweckt. Das ist besonders in der margenschwachen, risikoaversen Bauwirtschaft wichtig, da viele Unternehmen Technologie zunächst erproben wollen, bevor sie eingesetzt wird.

Der Erfolg des Innovationslabors basiert auch darauf, dass es für Partner und ihre verfügbaren Lösungen für die Bauindustrie offen ist. Das ist in der Branche traditionell nicht üblich gewesen. Aber je mehr Bau- und Ingenieurunternehmen Best Practices, Daten und Zusammenarbeit austauschen, desto erfolgreicher wird am Ende die gesamte Branche sein.

Einer der Partner im Innovation Lab mit einer faszinierenden Start-up-Geschichte ist Reconstruct, eine visuelle Datenanalyseplattform für den Bau, die eine verbesserte Produktivität durch Technologie ermöglicht. Reconstruct bietet eine 3D-Timeline, die den visuellen Fortschritt, die Arbeitsproduktivität und prädiktive Analysen verfolgt, die es Führungskräften und ihren Projektteams ermöglichen, Maßnahmen zu ergreifen, um pünktlich und budgetgerecht zu bleiben. In ihrer aktuellen Version ermöglicht die Plattform die nahtlose Integration von Web- und Mobilgeräten mit Reality Capture, BIM und Zeitplan. Sie schafft eine anwenderfreundliche, genaue und vorausschauende visuelle Umgebung, in der Anwender ihre Projekte verwalten können.

Man stelle sich vor, es gebe eine regelmäßige Kadenz von Bildern eines Bauprojekts, die aus jedem Winkel von 360°-Videos oder selbst verwalteten Drohnen oder Solarkrankameras aufgenommen wurden. Das sind Hunderte von Fotos, die automatisch in Echtzeit über ein mobiles Netzwerk hochgeladen und ausgerichtet werden. Alle diese Visuals dokumentieren den Status des Projekts. Die Software kann das digitale Modell der Projektpläne automatisch mit jeder Änderung am Standort vergleichen und bietet dann eine Dashboard-Ansicht über potenzielle Probleme, die das Projekt betreffen. Diese Art von Projektintelligenz könnte der Unterschied sein, der dazu beiträgt, dass ein Projekt pünktlich und budgetgerecht abgeschlossen wird.

Im Prinzip ähnelt die Lösung einer Zeitmaschine, da sie nicht nur die digitalen Modelle verwendet, um in die Vergangenheit des Projekts einzusehen, sondern auch die Zukunft des Projekts mit Hilfe von prädiktiven Analysen bewertet. Reconstruct ist ein gutes Beispiel für den Innovationsgrad, der derzeit in der Bauindustrie stattfindet.

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Der Autor ist Executive Director und Innovation Officer bei Oracle Construction and Engineering.