Spatenstich in Borna

Erste komplett mit BIM realisierte Einfamilienhaus-Siedlung entsteht

Mit dem offiziellen Spatenstich wurde der Bau eines Vorzeigeprojektes eingeläutet (v. l.): Marcus Pöllinger, Vorstand BayWa AG, Simone Luedtke, Oberbürgermeisterin Stadt Borna, Frank Preussler, Florack Bauunternehmung GmbH/Projektleiter Wohnen am Lerchenberg, Bernd Katrozan, UKAM Ingenieurbüro Borna, Sylvio Weise, BayWa AG/Projektleiter Wohnen am Lerchenberg, Steffen Mechter, Geschäftsführer BayWa Bauprojekte GmbH & Wohnen am Lerchenberg GmbH & Co. KG, Marcus Semmelmann, Pure Applikation GmbH – Mr. & Mrs. Homes, Ludwig Florack, Geschäftsführer Florack Bauunternehmung GmbH & Wohnen am Lerchenberg GmbH & Co. KG.Foto: BayWa Bauprojekte & Wohnen am Lerchenberg

Borna (ABZ). – In Borna entsteht Deutschlands erste Einfamilienhaus-Siedlung, die mit Building Information Modeling (BIM) realisiert wird. Dabei kommt ein digitaler Wohnhaus-Konfigurator zum Einsatz. Er bietet die Voraussetzung für sämtliche digitalen Prozesse, angefangen vom Vertrieb der Häuser über die material- und kostenoptimierte Planung bis hin zur projektspezifischen Fertigung der Bauelemente und konkreten Umsetzung des Projektes auf der Baustelle. Im Süden der Leipziger Tiefraumbucht liegt Borna. Eingebettet zwischen grünen Hügeln und den Wasserflächen des Leipziger Neuseenlandes, punktet die rd. 20 000 Einwohner große Stadt heute mit einem attraktiven Umfeld. Die Wälder und Seen der Umgebung, die durch die Rekultivierung des ehemaligen Braunkohletagegebietes entstanden sind, sind attraktive Naherholungsziele. In den Naturschutzgebieten rund um die Seen haben sich Biotope mit seltenen Pflanzen und Tieren gebildet. Hinzu kommen sehenswerte Ziele für spannende Tagesausflüge. Eine gute Infrastruktur, die sicherstellt, dass die Metropolen der Region, Leipzig und Chemnitz sowie der Leipziger Flughafen in gut 30 Min. erreichbar sind – Halle und Dresden sind nur unwesentlich weiter entfernt – macht die sächsische Kreisstadt zu einem Ort für alle, die zentral und trotzdem naturnah wohnen wollen.

Am östlichen Stadtrand von Borna entsteht derzeit das wohl größte Neubaugebiet südlich von Leipzig. Noch in diesem Jahr soll auf einem 76 000 m² großen Areal mit dem Bau begonnen werden. Der offizielle Spatenstich dazu erfolgte kürzlich. Wenn alles nach Plan verläuft, werden die ersten Bewohner im Frühjahr 2020 einziehen können. 130 Bauplätze mit Größen zwischen 400 und 600 m² stehen in dem Baugebiet, das den Namen "Wohnen am Lerchenberg" trägt, zur Verfügung. "Die Nachfrage", so Sylvio Weise, Projektleiter bei der Wohnen-am-Lerchenberg-GmbH, die das Gelände von der Stadt Borna erworben hat, "ist sehr gut. Viele Interessenten kommen aus der Region. Oft haben sie hier ihre Wurzeln und kehren nun wieder zurück in die Heimat. Aber es gibt auch auswärtige Anfragen, etwa aus München."

Ein flexibler Bebauungsplan biete den Eigentümern einen großen Spielraum bei der Gestaltung ihres zukünftigen Zuhauses. Die Grundstücke könnten – innerhalb des geltenden Baurechts – ganz nach dem Geschmack der Bauherren mit Einfamilienhäusern, Reihenhäusern oder Doppelhaushälften bzw. Bungalows bebaut werden. Vorgegeben sei der energetische Standard, der wahlweise zwischen EnEV-Standard und KfW 55 liegt. Die Beheizung der Häuser erfolge umweltfreundlich mit Wärmepumpen durch die Nutzung von Energie aus der Außenluft. Sämtliche Gebäude würden für eine nachträgliche Installation einer PV-Anlage vorgerüstet. In allen Häusern sei der Anschluss einer E-Ladestation integriert. Der Wohnkomfort werde ergänzt durch High-Speed-Internet und ein Stromnetz, das auf Elektromobilität ausgerichtet ist.

"Selbst entwerfen – individuell wohnen" lautet das Motto bei Deutschlands erster digital mit Building Information Modeling (BIM) realisierten Siedlung im Einfamilienhausbau.Abb.: BayWa Bauprojekte & Wohnen am Lerchenberg

Außen und Innenwände der Häuser werden in massiver Bauweise mit Porenbeton erstellt. Die Konstruktion wird ergänzt durch massive Ytong Dach- und Deckenplatten. Die homogene, massive Bauweise bietet wichtige baubiologische und bauphysikalische Vorteile und trägt damit zur Wertsteigerung der Immobilie bei.

So gewährleistet der umweltfreundliche, auf der Basis von natürlichen Rohstoffen hergestellte Baustoff zuverlässigen Lärmschutz und verfügt dank seiner feinporigen Struktur über sehr gute wärmedämmende Eigenschaften. Bereits 36,5 cm dicke Wandkonstruktionen aus Ytong Porenbeton erfüllen nach Herstellerangaben in monolithischer Verarbeitung, also ohne Wärmedämmverbundsystem, den KfW 55 Standard. Durch seine guten Wärmedämmeigenschaften verhindere Ytong unerwünschte Temperaturschwankungen und sorge damit das ganze Jahr über für ein wohngesundes, gleichbleibend temperiertes Raumklima. Als rein mineralischer Baustoff entspricht Porenbeton zudem gemäß DIN 4102 Teil 4 der höchsten Baustoffklasse A1 und ist nicht brennbar.

Das Konzept richtet sich besonders an junge Familien. "Das wird sich natürlich auch im Preis wiederspiegeln", sagt Silvio Weise und verspricht, "die Preise werden angemessen sein. Hochpreisiges Bauen wie man es aus Neubaugebieten von Leipzig kennt, wird es hier nicht geben".

Für Kostentransparenz sorgt der digitale Wohnhaus-Konfigurator "Mr + Mrs Home", der mit Beteiligung der Baywa von Pure Applikationen entwickelt wurde. Die Bauherren können damit ihr Haus selbst zusammenstellen. Dabei wählen sie zunächst ihr Wunschgrundstück im Quartier aus und planen anschließend auf dem gewählten Grundstück ihr Traumhaus. Im Konfigurator sind Architektenpläne und baurechtliche Vorschriften wie z. B. Abstandsgrenzen für die jeweiligen Parzellen hinterlegt, so dass der Bauherr von Anfang an nur das planen kann, was sich baulich auch umsetzen lässt.

Es stehen für verschiedene Geschmäcker unterschiedliche Modelle, z. B. ein Siedlungshaus mit Satteldach, ein Stadthaus oder der Typ Kubus im Bauhaus-Stil, zur Verfügung. Außerdem können die Bauherren unter verschieden Styles wählen und sich etwa für 'modern', 'skandinavisch' oder 'urban' entscheiden. Innerhalb eines vorgegebenen Rahmens – das Gebäudekonzept bleibt gleich, so dass sich keine statischen Änderungen ergeben – können die einzelnen Modelle individualisiert werden. So ist es möglich, das äußere Erscheinungsbild zu ändern, etwa durch eine andere Länge bzw. Breite des Hauses, durch die Wahl einer farbigen Dacheindeckung oder durch die Entscheidung für Übereck- bzw.– raumhohe Fenster. Auch die Grundrisse können innerhalb der vorgegebenen statischen Möglichkeiten variiert werden, etwa durch Auswahl eines zusätzlichen WCs oder einer weiteren Dusche. Der Konfigurator stellt dann die jeweils getroffene Auswahl anschaulich in einem 3D-Modell dar. So kann der Bauherr sich alle angeklickten Varianten direkt vorstellen.

Das Besondere des Konzeptes aber ist, dass sich zeitgleich mit einer Änderung im Modell auch der Preis an die jeweils neue Variante anpasst, heißt es. Die Bauherren haben so immer die Kosten im Blick. Bei den vom Konfigurator ausgewiesenen Kosten handelt es sich um einen Komplettpreis, der auch die meist heftig zu Buche schlagenden Baunebenkosten umfasst. Diese vollständige Kostentransparenz bietet dem Bauherrn absolute Sicherheit für eine budgetgerechte Planung ohne böse Überraschungen.

Der digitale Wohnhaus Konfigurator nützt aber nicht nur zur budgetgerechten Traumhausplanung der Bauherren, sondern ist auch Voraussetzung für den mehrstufigen 3-D-basierten Planungs- und Produktionsprozess, der in enger Kooperation zwischen dem Baustoff-Hersteller Xella, der Florack Bauunternehmung GmbH sowie der BayWa AG erfolgte. "Uns wurde dazu ein Gebäudemodell des Grundtypus vom Kunden übergeben", erklärt Andreas Radischewski, Digital Building Solutions and Transformation Manager (BIM) bei Xella, das Procedere. "Dies ist der Ausgangspunkt für alle weiteren Planungen". Bei einem ersten Modell-Check werden die geometrischen, materialspezifischen und nicht geometrischen Informationen zu einem Bauvorhaben in einem digitalen, dreidimensionalen Gebäudemodell auf BIM-Basis (Building Information Modeling) zusammengeführt.

"Dabei werden", erläutert Andreas Radischewski, "Optimierungsmöglichkeiten für einen schnellen und reibungslosen Bauablauf identifiziert. Am Ende können wird dem Kunden eine Empfehlung für die beste und wirtschaftlichste Materiallösung geben".

Im vorliegenden Fall sei, so Radischewski, angesichts der Größe des Baugebietes sowie der knapp geplanten Bauzeit – immerhin sollen die ersten Häuser bereits 2020 bezogen werden – schnell klar gewesen, dass nur eine großformatige Lösung in Frage komme. Drei Optionen standen zur Wahl: Das großformatige Bausystem Silka XL aus Kalksandstein, der Ytong Jumbo im Doppelpack bei dem mit einem Kranhub 1,2 m Mauerwerk in einer Schichthöhe von 499 mm bzw. 624 mm erstellt werden kann oder Ytong Systemwandelemente (SWE). Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten des großformatigen, massiven Bausystems aus Porenbeton, das für kurze Bauzeiten steht. Ohne Zugeständnisse an die Rohbauqualität können damit Arbeitsaufwand bzw. –zeit erheblich reduziert werden.

Ytong Systemwandelemente spielen speziell beim seriellen Bauen von Ein- und Zweifamilienhäusern ihre Stärken voll aus. Nach Angaben des Herstellers kann durch das geschosshohe Format und die dadurch bedingte schnelle Verarbeitung der Ytong Systemwandelementen die Bauzeit auf 10 min/m² verkürzt werden. Dazu sind nur zwei Monteure und ein Kranfahrer nötig. Und da am Ende nicht nur die Materialkosten den Preis eines Neubaus bestimmen, sondern die Arbeitszeit ein ganz erheblicher Kostenfaktor in der Gesamtkalkulation ist, bedeutet ein schneller Baufortschritt weniger Arbeitszeit und damit geringere Baukosten.

Ein Effekt, der im Baugebiet "Wohnen am Lerchenberg" voll zum Tragen kommt. "Je nach Größe des Hauses ist es damit möglich, einen Rohbau in einem Zeitraum zwischen zweieinhalb und vier Tagen fertig zu stellen", sagt Andreas Radischewski. "Erfahrungsgemäß werden die Kolonnen mit jedem Haus schneller". In Kombination mit Ytong Trennwandelementen für nichttragende Innenwände zeigt sich der wirtschaftliche Effekt des Bausystems noch deutlicher. Durch eine Planung im Raster von 7,5 cm lässt sich zudem jeder Grundriss problemlos realisieren.

Nachdem feststeht, dass die Häuser im Baugebiet am Lerchenberg mit großformatigen Systemwandelementen gebaut werden sollen, werden die Wandplanungen des Grundmodells für eine Umsetzung in SWE unter Berücksichtigung aller abhängigen Details optimiert ausgearbeitet.

Neben den technischen Eigenschaften einzelner Bauteile ist es dabei auch möglich, die Mengen sowie die Kosten und Verarbeitungszeiten exakt zu definieren. "Die wirtschaftlichste Lösung ist der Einsatz von Standardelementen, so dass auf der Baustelle keine Zuschnitte mehr vorgenommen werden müssen", betont Andreas Radischewski. Wenn vereinzelt trotzdem Sonderelemente nötig sind, werden diese bereits im Werk vorgefertigt.

Nach Abschluss dieser Planungs- und Optimierungsphasen stehen projektspezifisch geplante Wände zur Verfügung. Es erfolgt die individuelle Produktion des Wandmaterials im Xella Werk, die dann just-in-time zur Baustelle geliefert werden. Die Verarbeitung erfolgt gemäß Verlegeplan.