Im Verdichtungsprozess

Digitale Unterstützung sorgt für mehr Transparenz und höhere Qualität

Stichproben und Punktmessungen bei der Verdichtung sind heutzutage noch gängige Methoden der Verdichtungskontrolle. Nach Einschätzung des Unternehmens Hamm werden sie im Erd- und Asphaltbau der Zukunft wesentlich seltener erforderlich sein. Leistungsfähige Alternativen gebe es bereits, zum Beispiel den HCQ-Navigator von Hamm, ein intelligentes Assistenzsystem für die Verdichtungsmessung und -dokumentation. Mit dessen Hilfe könnten Baufirmen den Verdichtungsprozess kontinuierlich überwachen, dabei äußerst homogen verdichten und ihr Ergebnis dokumentieren, so Hamm.Foto: Hamm

Tirschenreuth (ABZ). – Vor knapp 20 Jahren entwickelte Hamm den HCQ Navigator und leistete damit Pionierarbeit im Bereich der automatisierten flächendeckenden Verdichtungskontrolle (FDVK). Das System wurde seither stetig weiterentwickelt. Das Prinzip: Sensoren erfassen die wesentlichen Verdichtungsparameter, während ein GNSS-Empfänger kontinuierlich die Position ermittelt.

Die gesammelten Daten werden dabei in Form einer "Verdichtungslandkarte" auf einem Panel-PC in der Kabine zusammengefasst. Diese zeigt jedem Fahrer live, wo schon ausreichend verdichtet wurde beziehungsweise wo noch Verdichtungsbedarf besteht. Werden mehrere Walzen per WLAN miteinander vernetzt, sehen alle Fahrer, wie weit das gesamte Team bereits verdichtet hat. Das vermeide Über- und Unterverdichtung und die erzielte Verdichtung sei sehr homogen. Außerdem sei es kostensparend und nachhaltig, da viele Überfahrten entfielen, so Hamm.

"Unsere Kunden nutzen diese Technologie seit Jahren erfolgreich. Nun haben wir mit der Webanwendung WITOS HCQ den Aktionsspielraum für die Nutzer des HCQ Navigators noch mal deutlich vergrößert. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Verknüpfung der Daten verschiedener am Bauprozess beteiligter Maschinen", erklärt Dr. Axel Römer, Leiter Forschung & Entwicklung bei Hamm.

Der Live-Modus zeigt neben der geografischen Position in verschiedenen Kartenansichten auch Prozessdaten, wie die Anzahl der Übergänge, die Asphalttemperatur oder den HMV-Wert. Diese Daten können für jeden Punkt, jede einzelne Maschine und sogar für jede einzelne Bandage abgerufen werden.Abb.: Hamm

Die Anwendung überträgt die relevanten Daten aus dem Verdichtungsprozess per Mobilfunk an das WITOS-Portal der Wirtgen Group. Hier können diese von berechtigten Nutzern in Echtzeit abgerufen werden. Zu sehen sind neben der geografischen Position in verschiedenen Kartenansichten auch Prozessdaten, wie die Anzahl der Übergänge, die Asphalttemperatur oder der HMV-Wert (Steifigkeit). Und das für jeden Punkt und jede der Maschinen einzeln sowie im Verbund. Die Baufirmen als Nutzer von WITOS HCQ können diese Daten auch teilen, zum Beispiel mit Aufsichtsbehörden, Baustoffprüfern oder Beratern. Zu diesem Zweck bietet Hamm die Möglichkeit, für Projekte oder Projektabschnitte separate Zugriffsberechtigungen zum Live-Modus und zum Export der Daten zu vergeben.

Mit WITOS HCQ seien auch die Sicherung und Archivierung der Daten aus dem HCQ-Navigator noch einmal einfacher geworden, teilt Hamm mit. Über das Portal ließen sie sich für spätere Analysen und die Dokumentation sehr einfach speichern. Für den Export stehen die Daten im "VETA"-Format zur Verfügung. Dieser in den USA übliche Standard wurde entwickelt, um Verdichtungsdaten verschiedener Hersteller vergleichbar zu machen.

In den USA fordern einige Behörden neben einem Verdichtungsprotokoll bereits jetzt eine Live-Funktion. Sie möchten damit die Manipulation von Baustellendaten verhindern und einen Echtzeit-Einblick in die Bauprojekte erhalten. Die entsprechenden Praxistests mit WITOS HCQ wurden in den vergangenen Jahren bereits in mehreren US-Bundesstaaten bei verschiedenen Baumaßnahmen durchgeführt. Dabei verfolgten Straßenbauer und Behörden parallel die Aktivitäten über das Portal.

In Europa bewies WITOS HCQ das erste Mal bei einem Feldversuch der finnischen Straßenbaubehörden seine Leistungsfähigkeit. Die Asphaltverdichtung wurde auf einer Landstraße unweit von Helsinki per WITOS HCQ aufgezeichnet und live mitverfolgt – vor Ort, in mehreren Büros in Finnland und von den Hamm-Entwicklern in Tirschenreuth. Im Einsatz waren je eine HD+ 80i und eine DV+ 90i, beide als Tandemwalze mit Doppelvibration und geteilten Bandagen. Während der Verdichtung nutzten die Walzenfahrer den HCQ-Navigator. Das Ergebnis: Ein überzeugendes und homogenes Verdichtungsergebnis. Das zeigte die Analyse der per WITOS HCQ übertragenen Daten und der Abgleich mit stichprobenartigen Messungen von der Baustelle.

Inzwischen hat sich WITOS HCQ bei vielen europäischen Kunden etabliert und kam auch schon bei mehreren Großprojekten, wie etwa der Sanierung der Rennstrecke in Silverstone zum Einsatz.

Mit WITOS HCQ könnten sich Bauleiter jederzeit umfassend über den Baufortschritt informieren, ohne vor Ort sein zu müssen. Sie könnten aus der Ferne Prozesse steuern und Entscheidungen auf der Basis qualifizierter Informationen treffen, so das Unternehmen. Das wiederum spare Zeit und Kosten, sei letztlich nachhaltig und sorge durch frühzeitige Reaktionen für Qualität.