Digitalisierung

Bringt 2020 die Wende für die Baubranche?

Sander van de Rijdt, Geschäftsführer und Mitgründer von PlanRadar.Foto: PlanRadar

Wien/Österreich. – Etwa 10 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes werden für Baumaßnahmen verwendet. 2018 entsprach dies laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie etwa 344 Milliarden Euro. Damit ist die Baubranche einer der größten Arbeitgeber der Bundesrepublik. Doch während der Banken- und Versicherungssektor sowie Unternehmen aus dem Informations- und Kommunikationsbereich und aus der Energie- und Wasserversorgung laut Digitalisierungsindex Mittelstand als digitale Vorreiter gelten, hinkt das Baugewerbe der Digitalisierung weiter hinterher. Steht sich die Branche damit selbst im Weg oder steht uns der Durchbruch in der Digitalisierung kurz bevor?

Die deutsche Baubranche gilt als Nachzügler in der Digitalisierung. Das bestätigt auch die jüngst veröffentlichte Studie des ZEW Mannheim, die den Einsatz digitaler Technologien gegenüber anderen Branchen und international verglichen hat. Dabei ist es nicht nur der Bausektor, der in puncto Digitalisierung noch in den Kinderschuhen steckt, sondern die Immobilienbranche allgemein. Allerdings hat die Zahl der Unternehmen, die sich am Beginn der digitalen Transformation, in der Orientierungsphase, befinden, um 4 Prozent auf fast ein Fünftel zugelegt. Und gut die Hälfte befindet sich derzeit mitten im digitalen Wandel, in einer Entwicklungsphase. So lautet ein Ergebnis der vierten Digitalisierungsstudie des ZIA. Damit sehen sich immerhin zwei Drittel der befragten Unternehmen in den Anfängen des digitalen Wandels. Dagegen hat die Zahl derer, die sich dem fortgeschrittenen Status, der Etablierungsphase, beziehungsweise der digitalen Exzellenz, zugeschrieben haben, um 6 Prozent abgenommen.

Die Gründe dafür scheinen vielfältig. Nicht zuletzt, da sich Akteure in der Immobilienwirtschaft mit dem ständig fortschreitenden Angebot digitaler Tools und Möglichkeiten immer wieder neuen Herausforderungen gegenübersehen. In diesem Zusammenhang sind fehlende personelle Ressourcen und der Fachkräftemangel – neben einer intransparenten Datenstruktur beziehungsweise einer mangelnden Datenqualität – die wohl größten Herausforderungen. Auch veraltete, nicht integrierte Softwaresysteme und der Datenschutz bilden laut ZIA große Hürden für den digitalen Wandel in Unternehmen. Darüber hinaus sehen laut ZEW-Studie rund 52 Prozent der befragten Unternehmen aus der Baubranche schlichtweg keine Notwendigkeit von Digitalisierungsprojekten.

Während die Digitalisierung das Laufen lernt, erreicht der Immobilienzyklus gerade seinen Höhepunkt. Die Branche erwartet eine Trendwende. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) sinkt das aus dem Mittelwert der Geschäftslage und den Erwartungen gebildete Immobilienklima im Herbst 2019 auf den niedrigsten Wert seit dem Beginn des IW Immobilien-Index im Jahr 2014. Damit ist das Immobilienklima zum dritten Mal in Folge gesunken. Kippt der Markt, werden, ganz im Sinne von Charles Darwin, nur die Unternehmen langfristig überleben, die sich an Markt- und Kundenbedingungen optimal angepasst haben. Dazu gehört ein Digitalisierungsstand bei Unternehmen, der den Marktbedürfnissen entspricht. Dieses Bewusstsein scheint inzwischen in der Branche angekommen zu sein. Laut ZIA Digitalisierungsstudie gaben 24 Prozent der Befragten an, mehr als 5 Prozent ihres Jahresumsatzes als Digitalisierungsbudget zu verwenden. 2018 waren es nur 15 Prozent.

Der Einsatz digitaler Lösungen steigert die Effizienz – nicht nur finanziell, sondern auch in der Produktivität der Mitarbeiter. Laut einer Umfrage von Causeway unter 200 wichtigen Entscheidungsträgern in der britischen Bauindustrie berichten 54 Prozent der Unternehmen, die digitale Praktiken integriert haben, über eine Steigerung der Arbeitsproduktivität. 43 Prozent gaben an, dass sie bereits ihre Geschäftsgewinnraten erhöht haben. Und 56 Prozent der Teilnehmer konnten die Betriebskosten senken.

Nahezu jeder Bereich kann digital optimiert werden. Mit der Einführung von biometrischen Technologien lassen sich laut Umfrage von Causeway Kosteneinsparungen von bis zu 20 Prozent erzielen. 77 Prozent der Befragten gaben an, dass sich durch den Einsatz auch Gesundheits-, Sicherheits- und Unfallraten verbessert haben. Die digitale Effizienz optimiert unter anderem auch die Rechnungsstellung. Sechs von zehn Befragten bezeichneten diese als eine ihrer größten Herausforderungen. 44 Prozent der Umfrageteilnehmer, die in E-Voicing investiert hatten, konnten die Kosten um bis zu 20 Prozent reduzieren.

Die Einführung neuer Management-Technologien kann laut Causeway einen Beitrag leisten, die gesamte Produktivität um 15 Prozent zu steigern. Ein passendes Instrument ist unter anderem das digitale Baumanagement. Mit dem Einsatz der Baumanagementsoftware PlanRadar können beispielsweise Zeiteinsparungen von durchschnittlich sieben Arbeitsstunden pro Woche erzielt werden. Hierbei bildet eine zentrale Plattform die gesamte Gebäudeplanung in einer Applikation ab und bündelt alle Informationen zu Projektstatus, Baudokumentation und Mängelmanagement. Die lückenlose Dokumentation per Smartphone und Tablet schmälert nicht nur den zeitlichen Dokumentationsaufwand, sondern spart unter anderem auch Zeit bei der Beweissicherung.

Fest steht: Der digitale Wandel im Bausektor steht kurz bevor. Eine Trendwende am Immobilienmarkt kann diese Entwicklung beschleunigen. Wer darauf vorbereitet ist, wird zu den Gewinnern der Digitalisierung zählen.

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Der Autor ist Geschäftsführer und Mitgründer von PlanRadar. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Softwarelösungen für die Baudokumentation.

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